ID | Period | Position | Coding | License | ||
---|---|---|---|---|---|---|
* Der Winter war sehr gelinde, aber äußerst stürmisch. Den 20sten Jan. - drey Tage nach dem Anfange des letzten Mondviertels, - tobte ein Sturmwind aus dem Südwesten, der sich allmählig nach dem Norden lenkte, und eine ungewöhnlich hohe Fluth mit sich brachte, wodurch die Deiche sehr beschädigt wurden. Bey Lundenberg und Simonsberg brach der Deich durch, und die Lundenberger Harde lief voll Wasser. Nur mit vieler Mühe und großen Kosten wurde der Deich wieder hergestellt. Hierauf entstand zwischen dem 9ten und 10ten Febr. "ein Wetter, daß Himmel und Erde hätten brechen mögen." - ein ungeheurer Nordsturm, der viele Häuser und Mühlen umwarf, viele große Gartenbäume mit den Wurzeln in einem Stoße aus der Erde riß, auch mehrere tausend Böume in einem Striche übern Haufen warf, unter andern bloß im Ante Bordesholm gegen drey und zwanzig tausend. In der Ostsee entstand an der Deutschen Küste ein so hohes Wasser, als bey keines, damals lebenden, Menschen Zeit geschehen.+ Viele Häuser, so an der Ostsee gestanden, sind mit Menschen und Vieh aufgegangen; namentlich verloren in der Gegend bey Schönberg sehr viele Menschen das Leben.++ Das Wasser riß auch die Brücke vor dem Holstenthor in Kiel weg und ging bis in die Mitte der Holstenstraße. Hierauf winterte es vierzehn Tage; allein so wie der Frost war mit Ungestüm gekommen, also änderte sich derselbe auch mit einem ungestümen Westnordwest, durch den das salze Wasser d. 26sten Febr. - als eben Abends 6 Uhr der Neumond mit einer Sonnenfinsterniß eingetreten war, - mit einer hohen Eisfluth über die Deiche mehr, denn ellenhoch, daher gebrauset. Diese Springfluth war größer, als man sie in siebenzig Jahren erlebt hatte. Denn nicht nur ging das Wasser über hohe Deiche hinweg, durchbrach die stärksten, und führte große, seefahrende, Schiffe hindurch aufs Kornland, sondern es riß auch starke Häuser mit Menschen und Vieh, Scheunen mit Korn, Heu und Stroh fort. Auf Nordstrand ging das Kirchspiel Pellworm, woselbst sechszehn, sowie auf Hoge zehn, Menschen ertranken, voll Wasser, welches Schicksal auch die ganze Osterseite des Landes hatte. Die Westerseite dagegen blieb mehrentheils trocken, indem sich das Eis (die Eisschollen)+++ auf die Deiche legte, - wie auch in Wiedingharde und Risummoor geschah, - und dadurch größtentheils den Überlauf verhinderte. Ganz Eiderstedt, zwey bis drey Köge ausgenommen, wurde mit salzem Wasser überschwemmt, wobey in Westerhever dreyzehn, und zu Siversfleth zwanzig, Menschen ums Leben kamen, und am erstern Orte sechszehn Häuser umgeschlagen wurden. Zu Lundenberg ertranken sieben Menschen, und das Wasser lief von hier, indem es den Mitteldeich durchbrach, nach Rademiß und Schwabstedt hinein, wie auch in die Hattstedter Marsch. In Süderdithmarschen entstand ein Einbruch im Kirchsp. Brunsbüttel, und dieses, so wie Eddelak und der neue Koeg bey Marne, der erst voriges Jahr eingenommen worden war, gingen voll; die Häuser standen bis zum Dache im Wasser, und viele Menschen, wie auch viel Vieh, verloren das Leben. In Norderdithmarschen brach das Wasser an vielen Orten durch, wie zu Büsum, Diekhusen und Süderdiek, wo allein gegen hundert und vierzig Ruthen Deich's weggingen. Auch Glückstadt und die ganze Wildniß erlitten eine schwere Überschwemmung.++++ In Hamburg stand das Wasser so hoch, daß man mit Kähnen auf dem Hopfenmarkte fahren konnte; und ein Prediger, der in der Katharinen-Kirche Amtsgeschäfte gehabt hatte, mußte in einem Kahne heimgeholt werden. Die Kirche, in der das Wasser bis an den Altar sieben Quartiere hoch stand, ward mit ihren Gräbern sehr übel zugerichtet, und ein einziger Kaufmann verlor in diesem hohen Wasser an seinen Mooren, wie die Zeitungen meldeten, 40,000 $. Man schätzte den Schaden, der allein an Zucker, Seide und Salz durch diese Fluth in Hamburg angerichtet worden war, auf sechs Tonnen Gold. Das Wasser stand übrigens in Dithmarschen vierzehn Tage, ehe man den Ablauf desselben spüren konnte. Bemerkenswerth ist von dieser Fluth noch, daß die Eisschollen, die sie in Menge mit sich führte, einestheils nachtheilig, anderntheils aber sich vortheilhaft erwiesen. Denn "an manchen Orten wurden die Deiche unten von den Eisschollen weggescheuert; darnach kehrte sie das Wasser um, und setzte das Unterste oben." (?) An andern Orten aber hatte sich das Eis "unten vom Deiche an bis über den Kamm sehr dick und hart zusammengesetzt, so daß das Wasser, das dem Ansehen nach viel über die Höhe des Deiches gegangen, dem Deiche keinen Schaden hat zufügen und darüber kommen konnen." Den 20sten März entstand wieder ein heftiger Sturm, der einem Erdbeben glich und drey ganze Tage anhielt. In den Kirchspielen Brunsbüttel und Eddelak, und wo es sonst im vorigen Sturme in Dithmarschen eingebrochen war, lief das Wasser so häufig ein, daß es zwey Ellen höher, denn zuvor, stand. Unzähliges Vieh ertrank, und große Stücke Moorland wurden nebst Haus und Hof aufgerissen und nach andern Orten versetzt. Die Deiche, die im vorigen Sturme noch erhalten worden waren, wurden so durchlöchert, daß sie keine Fluth mehr hätten abhalten können. Ein großer Theil von Eiderstedt ward aufs neue mit Wasser überlaufen, die, seit dem vorigen Sturme an den Deichen gemachten, Reparaturen wurden zerstört, und viele neue Wehlen rissen ein. Der Harlinghusener Koeg an der Osterhever kam ganz in die Gewalt des Meer's. Auf Nordstrand gingen der große Koeg, (d.i. die Kirchspiele Bophever, Westerwold und Osterwold,) der Hagebüller Koeg, (d.i. die Kirchsp. Bote, Bopsee, Volgsbüll und Königsbüll,) wie auch die Kirchsp. Rörbek und Evensbüll, wieder unter Wasser. Überhaupt geschah an den Deichen und sonst ein unermeßlicher Schade. Auch trug das Land an den Orten, wo es mit salzem Wasser überschwemmt gewesen war, im folgenden Sommer wenig Heu und Korn. + Das Wasser war an der südlichen Ostseeküste so hoch aufgetrieben, daß die Einwohner von Warnemünden sich auf die Dächer retten mußten und Schiffe ans Land versetzt wurden. ++ Schmidt äußert sich in seinem: "Über die Probstey," in Hinsicht dieses Gegenstand's folgendergestalt: "Historisch gewiß ist, daß 1625 d. 10ten Febr. in der Probstey eine große Überschwemmung gewesen ist. Auf dem Bande des ältesten hiesigen Kirchenbuch's steht kurz die Nachricht verzeichnet: Im Jahre 1625 bey der großen Wasserfluth ist die Haide untergegangen. Dasselbige habe ich wiederholt in alten Bibeln und Hauspostillen verzeichnet gefunden. Höchstwahrscheinlich wurde damals eine sehr bedeutende Strecke des Ufers der Probstey abgerissen und mit demselben ein Dorf auf der Haide, wie auch das adeliche Gut, welches daselbst belegen war... +++ Da der Winter dieses Jahr's sehr gelinde war; woher denn das Eis (die Eisschollen,)? Es hatte zwar in den vierzehn Tagen unmittelbar vor dem 26sten Febr. "gewintert;" allein in diesem kurzen Zeitraume hätte sich ohne den heftigsten Frost doch wohl keine bedeutende Eismasse an unserer Westküste erzeugen können. Kann denn aber der Nordweststurm nicht vielleicht die Eisschollen aus nördlichern Gegenden hieher getrieben haben? - ++++ Vermuthlich war dies die erste Überschwemmuing, welche Glückstadt und die Wildniß nach ihrer Bedeichung erfuhren; denn jenes war bekanntlich erst 1616 angelegt, die Wildniß aber nur ein Jahr früher bedeicht worden. Der Herbst war feucht und sehr regenhaft. * Kuss, Christian: Jahrbuch denkwürdiger Naturereignisse in den Herzogtümern Schleswig und Holstein vom 11.-19.Jahrhundert. 2 Teile
Hisklid 2
| 97427 | 1625-03-08 | Westerhever
| storm surge | ![]() | |
* Der Winter war sehr gelinde, aber äußerst stürmisch. Den 20sten Jan. - drey Tage nach dem Anfange des letzten Mondviertels, - tobte ein Sturmwind aus dem Südwesten, der sich allmählig nach dem Norden lenkte, und eine ungewöhnlich hohe Fluth mit sich brachte, wodurch die Deiche sehr beschädigt wurden. Bey Lundenberg und Simonsberg brach der Deich durch, und die Lundenberger Harde lief voll Wasser. Nur mit vieler Mühe und großen Kosten wurde der Deich wieder hergestellt. Hierauf entstand zwischen dem 9ten und 10ten Febr. "ein Wetter, daß Himmel und Erde hätten brechen mögen." - ein ungeheurer Nordsturm, der viele Häuser und Mühlen umwarf, viele große Gartenbäume mit den Wurzeln in einem Stoße aus der Erde riß, auch mehrere tausend Böume in einem Striche übern Haufen warf, unter andern bloß im Ante Bordesholm gegen drey und zwanzig tausend. In der Ostsee entstand an der Deutschen Küste ein so hohes Wasser, als bey keines, damals lebenden, Menschen Zeit geschehen.+ Viele Häuser, so an der Ostsee gestanden, sind mit Menschen und Vieh aufgegangen; namentlich verloren in der Gegend bey Schönberg sehr viele Menschen das Leben.++ Das Wasser riß auch die Brücke vor dem Holstenthor in Kiel weg und ging bis in die Mitte der Holstenstraße. Hierauf winterte es vierzehn Tage; allein so wie der Frost war mit Ungestüm gekommen, also änderte sich derselbe auch mit einem ungestümen Westnordwest, durch den das salze Wasser d. 26sten Febr. - als eben Abends 6 Uhr der Neumond mit einer Sonnenfinsterniß eingetreten war, - mit einer hohen Eisfluth über die Deiche mehr, denn ellenhoch, daher gebrauset. Diese Springfluth war größer, als man sie in siebenzig Jahren erlebt hatte. Denn nicht nur ging das Wasser über hohe Deiche hinweg, durchbrach die stärksten, und führte große, seefahrende, Schiffe hindurch aufs Kornland, sondern es riß auch starke Häuser mit Menschen und Vieh, Scheunen mit Korn, Heu und Stroh fort. Auf Nordstrand ging das Kirchspiel Pellworm, woselbst sechszehn, sowie auf Hoge zehn, Menschen ertranken, voll Wasser, welches Schicksal auch die ganze Osterseite des Landes hatte. Die Westerseite dagegen blieb mehrentheils trocken, indem sich das Eis (die Eisschollen)+++ auf die Deiche legte, - wie auch in Wiedingharde und Risummoor geschah, - und dadurch größtentheils den Überlauf verhinderte. Ganz Eiderstedt, zwey bis drey Köge ausgenommen, wurde mit salzem Wasser überschwemmt, wobey in Westerhever dreyzehn, und zu Siversfleth zwanzig, Menschen ums Leben kamen, und am erstern Orte sechszehn Häuser umgeschlagen wurden. Zu Lundenberg ertranken sieben Menschen, und das Wasser lief von hier, indem es den Mitteldeich durchbrach, nach Rademiß und Schwabstedt hinein, wie auch in die Hattstedter Marsch. In Süderdithmarschen entstand ein Einbruch im Kirchsp. Brunsbüttel, und dieses, so wie Eddelak und der neue Koeg bey Marne, der erst voriges Jahr eingenommen worden war, gingen voll; die Häuser standen bis zum Dache im Wasser, und viele Menschen, wie auch viel Vieh, verloren das Leben. In Norderdithmarschen brach das Wasser an vielen Orten durch, wie zu Büsum, Diekhusen und Süderdiek, wo allein gegen hundert und vierzig Ruthen Deich's weggingen. Auch Glückstadt und die ganze Wildniß erlitten eine schwere Überschwemmung.++++ In Hamburg stand das Wasser so hoch, daß man mit Kähnen auf dem Hopfenmarkte fahren konnte; und ein Prediger, der in der Katharinen-Kirche Amtsgeschäfte gehabt hatte, mußte in einem Kahne heimgeholt werden. Die Kirche, in der das Wasser bis an den Altar sieben Quartiere hoch stand, ward mit ihren Gräbern sehr übel zugerichtet, und ein einziger Kaufmann verlor in diesem hohen Wasser an seinen Mooren, wie die Zeitungen meldeten, 40,000 $. Man schätzte den Schaden, der allein an Zucker, Seide und Salz durch diese Fluth in Hamburg angerichtet worden war, auf sechs Tonnen Gold. Das Wasser stand übrigens in Dithmarschen vierzehn Tage, ehe man den Ablauf desselben spüren konnte. Bemerkenswerth ist von dieser Fluth noch, daß die Eisschollen, die sie in Menge mit sich führte, einestheils nachtheilig, anderntheils aber sich vortheilhaft erwiesen. Denn "an manchen Orten wurden die Deiche unten von den Eisschollen weggescheuert; darnach kehrte sie das Wasser um, und setzte das Unterste oben." (?) An andern Orten aber hatte sich das Eis "unten vom Deiche an bis über den Kamm sehr dick und hart zusammengesetzt, so daß das Wasser, das dem Ansehen nach viel über die Höhe des Deiches gegangen, dem Deiche keinen Schaden hat zufügen und darüber kommen konnen." Den 20sten März entstand wieder ein heftiger Sturm, der einem Erdbeben glich und drey ganze Tage anhielt. In den Kirchspielen Brunsbüttel und Eddelak, und wo es sonst im vorigen Sturme in Dithmarschen eingebrochen war, lief das Wasser so häufig ein, daß es zwey Ellen höher, denn zuvor, stand. Unzähliges Vieh ertrank, und große Stücke Moorland wurden nebst Haus und Hof aufgerissen und nach andern Orten versetzt. Die Deiche, die im vorigen Sturme noch erhalten worden waren, wurden so durchlöchert, daß sie keine Fluth mehr hätten abhalten können. Ein großer Theil von Eiderstedt ward aufs neue mit Wasser überlaufen, die, seit dem vorigen Sturme an den Deichen gemachten, Reparaturen wurden zerstört, und viele neue Wehlen rissen ein. Der Harlinghusener Koeg an der Osterhever kam ganz in die Gewalt des Meer's. Auf Nordstrand gingen der große Koeg, (d.i. die Kirchspiele Bophever, Westerwold und Osterwold,) der Hagebüller Koeg, (d.i. die Kirchsp. Bote, Bopsee, Volgsbüll und Königsbüll,) wie auch die Kirchsp. Rörbek und Evensbüll, wieder unter Wasser. Überhaupt geschah an den Deichen und sonst ein unermeßlicher Schade. Auch trug das Land an den Orten, wo es mit salzem Wasser überschwemmt gewesen war, im folgenden Sommer wenig Heu und Korn. + Das Wasser war an der südlichen Ostseeküste so hoch aufgetrieben, daß die Einwohner von Warnemünden sich auf die Dächer retten mußten und Schiffe ans Land versetzt wurden. ++ Schmidt äußert sich in seinem: "Über die Probstey," in Hinsicht dieses Gegenstand's folgendergestalt: "Historisch gewiß ist, daß 1625 d. 10ten Febr. in der Probstey eine große Überschwemmung gewesen ist. Auf dem Bande des ältesten hiesigen Kirchenbuch's steht kurz die Nachricht verzeichnet: Im Jahre 1625 bey der großen Wasserfluth ist die Haide untergegangen. Dasselbige habe ich wiederholt in alten Bibeln und Hauspostillen verzeichnet gefunden. Höchstwahrscheinlich wurde damals eine sehr bedeutende Strecke des Ufers der Probstey abgerissen und mit demselben ein Dorf auf der Haide, wie auch das adeliche Gut, welches daselbst belegen war... +++ Da der Winter dieses Jahr's sehr gelinde war; woher denn das Eis (die Eisschollen,)? Es hatte zwar in den vierzehn Tagen unmittelbar vor dem 26sten Febr. "gewintert;" allein in diesem kurzen Zeitraume hätte sich ohne den heftigsten Frost doch wohl keine bedeutende Eismasse an unserer Westküste erzeugen können. Kann denn aber der Nordweststurm nicht vielleicht die Eisschollen aus nördlichern Gegenden hieher getrieben haben? - ++++ Vermuthlich war dies die erste Überschwemmuing, welche Glückstadt und die Wildniß nach ihrer Bedeichung erfuhren; denn jenes war bekanntlich erst 1616 angelegt, die Wildniß aber nur ein Jahr früher bedeicht worden. Der Herbst war feucht und sehr regenhaft. * Kuss, Christian: Jahrbuch denkwürdiger Naturereignisse in den Herzogtümern Schleswig und Holstein vom 11.-19.Jahrhundert. 2 Teile
Hisklid 2
| 97428 | 1625-03-08 | Lunden
| ice floes & coast | ![]() | |
* Der Winter war sehr gelinde, aber äußerst stürmisch. Den 20sten Jan. - drey Tage nach dem Anfange des letzten Mondviertels, - tobte ein Sturmwind aus dem Südwesten, der sich allmählig nach dem Norden lenkte, und eine ungewöhnlich hohe Fluth mit sich brachte, wodurch die Deiche sehr beschädigt wurden. Bey Lundenberg und Simonsberg brach der Deich durch, und die Lundenberger Harde lief voll Wasser. Nur mit vieler Mühe und großen Kosten wurde der Deich wieder hergestellt. Hierauf entstand zwischen dem 9ten und 10ten Febr. "ein Wetter, daß Himmel und Erde hätten brechen mögen." - ein ungeheurer Nordsturm, der viele Häuser und Mühlen umwarf, viele große Gartenbäume mit den Wurzeln in einem Stoße aus der Erde riß, auch mehrere tausend Böume in einem Striche übern Haufen warf, unter andern bloß im Ante Bordesholm gegen drey und zwanzig tausend. In der Ostsee entstand an der Deutschen Küste ein so hohes Wasser, als bey keines, damals lebenden, Menschen Zeit geschehen.+ Viele Häuser, so an der Ostsee gestanden, sind mit Menschen und Vieh aufgegangen; namentlich verloren in der Gegend bey Schönberg sehr viele Menschen das Leben.++ Das Wasser riß auch die Brücke vor dem Holstenthor in Kiel weg und ging bis in die Mitte der Holstenstraße. Hierauf winterte es vierzehn Tage; allein so wie der Frost war mit Ungestüm gekommen, also änderte sich derselbe auch mit einem ungestümen Westnordwest, durch den das salze Wasser d. 26sten Febr. - als eben Abends 6 Uhr der Neumond mit einer Sonnenfinsterniß eingetreten war, - mit einer hohen Eisfluth über die Deiche mehr, denn ellenhoch, daher gebrauset. Diese Springfluth war größer, als man sie in siebenzig Jahren erlebt hatte. Denn nicht nur ging das Wasser über hohe Deiche hinweg, durchbrach die stärksten, und führte große, seefahrende, Schiffe hindurch aufs Kornland, sondern es riß auch starke Häuser mit Menschen und Vieh, Scheunen mit Korn, Heu und Stroh fort. Auf Nordstrand ging das Kirchspiel Pellworm, woselbst sechszehn, sowie auf Hoge zehn, Menschen ertranken, voll Wasser, welches Schicksal auch die ganze Osterseite des Landes hatte. Die Westerseite dagegen blieb mehrentheils trocken, indem sich das Eis (die Eisschollen)+++ auf die Deiche legte, - wie auch in Wiedingharde und Risummoor geschah, - und dadurch größtentheils den Überlauf verhinderte. Ganz Eiderstedt, zwey bis drey Köge ausgenommen, wurde mit salzem Wasser überschwemmt, wobey in Westerhever dreyzehn, und zu Siversfleth zwanzig, Menschen ums Leben kamen, und am erstern Orte sechszehn Häuser umgeschlagen wurden. Zu Lundenberg ertranken sieben Menschen, und das Wasser lief von hier, indem es den Mitteldeich durchbrach, nach Rademiß und Schwabstedt hinein, wie auch in die Hattstedter Marsch. In Süderdithmarschen entstand ein Einbruch im Kirchsp. Brunsbüttel, und dieses, so wie Eddelak und der neue Koeg bey Marne, der erst voriges Jahr eingenommen worden war, gingen voll; die Häuser standen bis zum Dache im Wasser, und viele Menschen, wie auch viel Vieh, verloren das Leben. In Norderdithmarschen brach das Wasser an vielen Orten durch, wie zu Büsum, Diekhusen und Süderdiek, wo allein gegen hundert und vierzig Ruthen Deich's weggingen. Auch Glückstadt und die ganze Wildniß erlitten eine schwere Überschwemmung.++++ In Hamburg stand das Wasser so hoch, daß man mit Kähnen auf dem Hopfenmarkte fahren konnte; und ein Prediger, der in der Katharinen-Kirche Amtsgeschäfte gehabt hatte, mußte in einem Kahne heimgeholt werden. Die Kirche, in der das Wasser bis an den Altar sieben Quartiere hoch stand, ward mit ihren Gräbern sehr übel zugerichtet, und ein einziger Kaufmann verlor in diesem hohen Wasser an seinen Mooren, wie die Zeitungen meldeten, 40,000 $. Man schätzte den Schaden, der allein an Zucker, Seide und Salz durch diese Fluth in Hamburg angerichtet worden war, auf sechs Tonnen Gold. Das Wasser stand übrigens in Dithmarschen vierzehn Tage, ehe man den Ablauf desselben spüren konnte. Bemerkenswerth ist von dieser Fluth noch, daß die Eisschollen, die sie in Menge mit sich führte, einestheils nachtheilig, anderntheils aber sich vortheilhaft erwiesen. Denn "an manchen Orten wurden die Deiche unten von den Eisschollen weggescheuert; darnach kehrte sie das Wasser um, und setzte das Unterste oben." (?) An andern Orten aber hatte sich das Eis "unten vom Deiche an bis über den Kamm sehr dick und hart zusammengesetzt, so daß das Wasser, das dem Ansehen nach viel über die Höhe des Deiches gegangen, dem Deiche keinen Schaden hat zufügen und darüber kommen konnen." Den 20sten März entstand wieder ein heftiger Sturm, der einem Erdbeben glich und drey ganze Tage anhielt. In den Kirchspielen Brunsbüttel und Eddelak, und wo es sonst im vorigen Sturme in Dithmarschen eingebrochen war, lief das Wasser so häufig ein, daß es zwey Ellen höher, denn zuvor, stand. Unzähliges Vieh ertrank, und große Stücke Moorland wurden nebst Haus und Hof aufgerissen und nach andern Orten versetzt. Die Deiche, die im vorigen Sturme noch erhalten worden waren, wurden so durchlöchert, daß sie keine Fluth mehr hätten abhalten können. Ein großer Theil von Eiderstedt ward aufs neue mit Wasser überlaufen, die, seit dem vorigen Sturme an den Deichen gemachten, Reparaturen wurden zerstört, und viele neue Wehlen rissen ein. Der Harlinghusener Koeg an der Osterhever kam ganz in die Gewalt des Meer's. Auf Nordstrand gingen der große Koeg, (d.i. die Kirchspiele Bophever, Westerwold und Osterwold,) der Hagebüller Koeg, (d.i. die Kirchsp. Bote, Bopsee, Volgsbüll und Königsbüll,) wie auch die Kirchsp. Rörbek und Evensbüll, wieder unter Wasser. Überhaupt geschah an den Deichen und sonst ein unermeßlicher Schade. Auch trug das Land an den Orten, wo es mit salzem Wasser überschwemmt gewesen war, im folgenden Sommer wenig Heu und Korn. + Das Wasser war an der südlichen Ostseeküste so hoch aufgetrieben, daß die Einwohner von Warnemünden sich auf die Dächer retten mußten und Schiffe ans Land versetzt wurden. ++ Schmidt äußert sich in seinem: "Über die Probstey," in Hinsicht dieses Gegenstand's folgendergestalt: "Historisch gewiß ist, daß 1625 d. 10ten Febr. in der Probstey eine große Überschwemmung gewesen ist. Auf dem Bande des ältesten hiesigen Kirchenbuch's steht kurz die Nachricht verzeichnet: Im Jahre 1625 bey der großen Wasserfluth ist die Haide untergegangen. Dasselbige habe ich wiederholt in alten Bibeln und Hauspostillen verzeichnet gefunden. Höchstwahrscheinlich wurde damals eine sehr bedeutende Strecke des Ufers der Probstey abgerissen und mit demselben ein Dorf auf der Haide, wie auch das adeliche Gut, welches daselbst belegen war... +++ Da der Winter dieses Jahr's sehr gelinde war; woher denn das Eis (die Eisschollen,)? Es hatte zwar in den vierzehn Tagen unmittelbar vor dem 26sten Febr. "gewintert;" allein in diesem kurzen Zeitraume hätte sich ohne den heftigsten Frost doch wohl keine bedeutende Eismasse an unserer Westküste erzeugen können. Kann denn aber der Nordweststurm nicht vielleicht die Eisschollen aus nördlichern Gegenden hieher getrieben haben? - ++++ Vermuthlich war dies die erste Überschwemmuing, welche Glückstadt und die Wildniß nach ihrer Bedeichung erfuhren; denn jenes war bekanntlich erst 1616 angelegt, die Wildniß aber nur ein Jahr früher bedeicht worden. Der Herbst war feucht und sehr regenhaft. * Kuss, Christian: Jahrbuch denkwürdiger Naturereignisse in den Herzogtümern Schleswig und Holstein vom 11.-19.Jahrhundert. 2 Teile
Hisklid 2
| 97429 | 1625-03-08 | Lunden
| storm surge | ![]() | |
104560 | 1641-03-08 06:00 | Rotenburg an der Fulda
| wind force | ![]() | ||
104558 | 1641-03-08 06:00 | Rotenburg an der Fulda
| temperature level | ![]() | ||
104559 | 1641-03-08 06:00 | Rotenburg an der Fulda
| freezing temperatures | ![]() | ||
104561 | 1641-03-08 06:00 | Rotenburg an der Fulda
| wind direction | ![]() | ||
104562 | 1641-03-08 06:00 | Rotenburg an der Fulda
| cloud cover | ![]() | ||
104566 | 1641-03-08 12:00 | Rotenburg an der Fulda
| wind direction | ![]() | ||
104565 | 1641-03-08 12:00 | Rotenburg an der Fulda
| wind force | ![]() | ||
104563 | 1641-03-08 12:00 | Rotenburg an der Fulda
| temperature level | ![]() | ||
104567 | 1641-03-08 12:00 | Rotenburg an der Fulda
| cloud cover | ![]() | ||
104564 | 1641-03-08 12:00 | Rotenburg an der Fulda
| freezing temperatures | ![]() | ||
104571 | 1641-03-08 18:00 | Rotenburg an der Fulda
| wind direction | ![]() | ||
104569 | 1641-03-08 18:00 | Rotenburg an der Fulda
| freezing temperatures | ![]() | ||
104570 | 1641-03-08 18:00 | Rotenburg an der Fulda
| wind force | ![]() | ||
104568 | 1641-03-08 18:00 | Rotenburg an der Fulda
| temperature level | ![]() | ||
104572 | 1641-03-08 18:00 | Rotenburg an der Fulda
| cloud cover | ![]() | ||
110069 | 1642-03-08 | Rotenburg an der Fulda
| cloud cover | ![]() | ||
110067 | 1642-03-08 | Rotenburg an der Fulda
| cloud cover | ![]() |